Fritzi, Rosi und Sankt Martin

Fritzi hatte beobachtet, wie die vier flauschigen Küken aufgeregt in ihrem neuen Zuhause hin- und herliefen. Am liebsten hätte sie eines von ihnen herausgenommen und gestreichelt. Aber sie wollte das Küken, das Opa aus dem Ei befreit hatte und das sich immer noch nicht bewegte, auf keinen Fall allein lassen. Sie wusste, dass es dem Gänslein nicht gut ging. Und was noch viel trauriger war: Es hatte nicht einmal eine Mama, die es trösten konnte.

„Fritzi, dem kleinen Küken kannst du nicht helfen. Das kommt bestimmt bald in den Gänsehimmel“, hatte ihr Opa gesagt und hinzugefügt: „Komm, es ist schon spät. Zeit fürs Abendessen.“ Aber Fritzi hatte keinen Hunger. Sie wollte bei dem kleinen Küken bleiben. Auch als ihr Opa aufgestanden und nach draußen gegangen war, blieb sie weiter im Stall. Behutsam strich sie mit ihren Fingern über den noch immer feuchten Flaum des Gänsleins.

Dabei bemerkte Fritzi erstaunt, dass es am linken Flügel einen kleinen dunklen Fleck hatte. Ansonsten war es über und über gelb, genauso wie seine Geschwister. „Du armes Küken“, sagte sie traurig. „Du armes, armes Küken.“ Fritzi begann zu schniefen und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen.

„Ich will aber nicht, dass du stirbst und in den Gänsehimmel kommst. Ich will, dass du hier unten bleibst. Bei mir.“ Und als ob das Küken Fritzis Worte gehört hätte, öffnete es plötzlich ein Auge. Und gleich darauf auch noch das andere.

Fritzi hielt den Atem an und bewegte sich nicht: Das Küken schaute Fritzi an und Fritzi schaute das Küken ab. Nachdem sich beide eine ganze Weile stumm gemustert hatten, begann Fritzi zu lächeln. Vielleicht musste das kleine Küken ja doch nicht in den Gänsehimmel.